Christian McBride hatte den Wunsch, eine gewisse Virtuosität mit instinktiver Energie zu kombinieren und scharte somit drei Instrumentalisten um sich, die genauso über jeden Zweifel erhaben sind wie er selbst: den Saxofonisten Marcus Strickland, den Trompeter Josh Evans und den unglaublichen Schlagzeuger Nasheet Waits. Aber eine herrliche Illustration bedeutet nicht unbedingt eine herrliche Session. Christian McBride's New Jawn ist dennoch eine der schönsten Platten des aus Philadelphia kommenden Kontrabassisten. Der 46-jährige McBride schafft es, so richtig loszulassen und das tut gut. Mit dem treffend genannten Opener Walkin' Funny und dem darauffolgenden, entfesselten Ke-Kelli Sketch kommt ein Quartett zum Vorschein, das mit gesenktem Kopf losstürmt. Kommt oft vor, wenn kein einziger Pianist mit von der Partie ist. Eine Gang, die bereit ist, auf alles zu schießen, was ihr unter die Finger kommt, und deren Mitglieder trotzdem in aller Fairness wie Brüder fest zusammenhalten. So gesehen wirkt Waits‘ unergründliches Spiel wie ein superstarkes Rückgrat. Und die Bläser Strickland und Evans wechseln einander ab, um mal einen Funken zur Revolte anzufachen und dann wieder einen Hauch Poesie zu vermitteln. Der MC Bride braucht sich dann nur noch zwischen den Beinen seiner Freunde hindurchschlängeln. Entweder um sich anzuschmiegen (Ballad of Ernie Washington) oder einen Sprint einzulegen (Sightseeing), und damit lässt er seine moderne Hard-Bop-Platte so richtig köstlich klingen. © Marc Zisman/Qobuz