Fresko aus Vogelgesang und Orgelregistern: Pianist Bertrand Chamayou spielt Messiaens Vingt Regards ein „Es ist wie ein gigantisches Fresko, eine Art Odyssee. Wie ich finde, umfasst das Werk – mehr noch als irgendein anderes von ihm – den unermesslichen Reichtum seiner musikalischen Sprache“, beschreibt Bertrand Chamayou das Klavierwerk Vingt Regards sur lʼEnfant-Jésus von Olivier Messiaen. Der Pianist ehrt die Komposition dieses französischen Klangmystikers nun, indem er sie ins Zentrum seines neuen Albums stellt, umrahmt von musikalischen Hommagen anderer Komponisten, darunter Tombeau de Messiaen von Jonathan Harvey und das doppelbödig kristallreine Cloches d’adieu, et un sourire… in memoriam Olivier Messiaen von Tristan Murail.
Schon als Neunjähriger begegnete Bertrand Chamayou zum ersten Mal Messiaens Vingt Regards sur lʼEnfant-Jésus. „Diese Entdeckung war ein einschneidendes Erlebnis für mich, eine Offenbarung, die meine Entwicklung maßgeblich beeinflusst hat“, erzählt der Pianist. In diesen Klavierzyklus arbeitete Messiaen seine ganze Musiksprache ein. Es sind Anklänge an Vogelgesang, gregorianische Gesänge und Orgelregister darin zu hören, ebenso wie hinduistische Rhythmen und Messiaens berühmte synästhetische Harmonien, die in allen (Klang-)Farben zu irisieren scheinen.
Bertrand Chamayou aber sieht Messiaens pantheistisches Gottesverständnis als größte Inspirationsquelle für das Werk und zitiert einen Ausspruch Albert Einsteins: „Das Schönste und Tiefste, was der Mensch erleben kann, ist das Gefühl des Geheimnisvollen. Zu empfinden, dass hinter dem Erlebbaren ein für unseren Geist Unerreichbares verborgen sei, dessen Schönheit und Erhabenheit uns nur mittelbar und in schwachem Widerschein erreicht, das ist Religiosität. In diesem Sinne bin ich religiös“. © Warner Classics