Wenn es überhaupt eine Gruppe gibt, die sich für Umweltfragen einsetzt, dann ist sie es. Egal ob gemeinsam oder getrennt - Avey Tare (Dave Portner), Geologist (Brian Weitz), Panda Bear (Noah Lennox) und Deakin (Josh Dibb) von Animal Collective sind aktiv. Geologist: „Es liegt auf der Hand, dass es um die Korallenriffe schlecht bestellt ist. Wir hoffen, dass die Fans von Animal Collective und auch andere Leute diese Bilder sehen und sich am Ozean inspirieren können, um sich damit zu befassen und alles Mögliche in Gang zu setzen.“ Nach der hypnotischen, von Avey Tare und Geologist im Jahre 2017 mitten im Amazonas-Regenwald aufgenommenen EP Meeting Of The Waters, auf die Avey Tares feuchte Essence Of Eucalyptus-Experimente folgten, liegt nun Tangerine Reef vor. Dieses Unterseerequiem passt haargenau zum Internationalen Jahr des Riffs und findet ohne Panda Bear statt, dafür jedoch zusammen mit dem in Miami ansässigen Duo Coral Morphologic, das aus dem Biologen Colin Foord und dem Musiker J.D. McKay besteht. Das Resultat ist eine visuelle, quicklebendige, organisch-wässrige, modulare und bunt schillernde, von weit ausgebreiteten Synth-Klangteppichen strukturierte Materie.
Ein monotoner und monochromer Trip, werden einige sagen, für andere ist es wohl dick aufgetragen. Das stimmt. Die Welt der Besonnenheit ist ein psychedelischer Trip der besonderen Art. Eine vierte Dimension, in der weltraumähnlich Echoortungen, Schallreflexionen und Wellen hin- und herflitzen. Jene, die sich wie immer schon auch weiterhin nach dem gedämmten, dekadenten und bebenden Pop-Patchwork Merriweather Post Pavillion (2009) sehnen, werden enttäuscht sein. Jene, die von ODDSAC – dem Film-Album, das die bald Vierzigjährigen aus Baltimore zusammen mit David Perez geschaffen hatten – begeistert waren, werden sprachlos sein. © Charlotte Saintoin/Qobuz