Zwischen Khartum und Cleveland liegen 10 000 Kilometer. Diese Distanz überwindet Brittney Parks alias Sudan Archives auf ihrem wunderbaren Debütalbum Athena mit zwei Bogenstrichen. Die 24-jährige, in Ohio aufgewachsene Amerikanerin schlägt solide und unwahrscheinliche Brücken zwischen Klängen und Kontinenten. Und ihr zeitgemäßer, sehnsuchtsvoller und verträumter Soul ähnelt keinem anderen… Ihre Lieblingswaffe ist die in der von ihr heißgeliebte Violine. Und diesen Klang nimmt sie mit an Bord ihres elektronischen Geflechts mit von Hip-Hop geprägten Beats. Übrigens spielte Sudan Archives 2016 mit einer Neufassung von Kendrick Lamars King Kunta (den sie auf Queen Kunta umtaufte), wobei sie nur ihre Stimme, diese Violine und einen kleinen Pedaleffekt zum Einsatz brachte. Die Idee für ihre ungewöhnlichen Fusionen holte sich die inzwischen in Los Angeles lebende Musikerin von den Einspielungen des im Jahre 2001 verstorbenen Kameruners Francis Bebey, der auf einzigartige Weise afrikanische Musik und elektronische Minimal Music miteinander verarbeitete. Athena erscheint bei Stones Throw, dem hervorragenden Label von Peanut Butter Wolf, das sich auf allerlei Arten Funk spezialisiert hat, während Sudan Archives sich hier in erster Linie mit dem Erbe der Underground-Soul-Königinnen (Erykah Badu, Solange) beschäftigt, ohne jedoch ihre originelle Eigenart preiszugeben. Und ihr afro-futuristischer R&B mit dieser vielschichtigen Klangwelt enthält ausreichend avantgardistische Strukturen, um die Konkurrenz hinter sich zu lassen. Ein sanfter Schock, aber es haut einen definitiv um. © Marc Zisman/Qobuz