Nachdem Fred Hersch mit Brio Trio- und Soloexperimente nur so aneinandergereiht hatte, begibt er sich nun mit seinem Klavier auf die verschlungenen Pfade der Musik für Big Bands. Genauer gesagt, die Musik der in Köln beheimateten WDR Big Band unter der Leitung seines Landesgenossen Vince Mendoza, der auch für die Arrangements zuständig war. Begin Again enthält neun Eigenkompositionen von Hersch, die aus seinem weitläufigen Repertoire stammen. Mendoza hat diese Stücke hervorragend orchestriert, wobei er zwischen Schwung und Raffinesse, Explosion und Diskretion jongliert, sodass schließlich eine überaus detaillierte Klangfarbenpalette entsteht, die schöner nicht sein könnte. Das ist das eigentliche Atout dieser, an Duke Ellington und vor allem Gil Evans inspirierten Platte, die dann ganz neue Wege eingeschlagen hat. Sogar die Solisten beeindrucken mit ihrer einzigartigen Präzision: die Altsaxofonisten Johan Hörlén und Karolina Strassmayer, der Tenorsaxofonist Paul Heller, die Trompeter Ruud Breuls und Andy Haderer, die Posaunisten Ludwig Nuss und Andy Hunter sowie der Schlagzeuger Hans Dekker liefern höchst detailgetreue Beiträge. Diese musikalische Flut ist geistige Nahrung für Fred Hersch, dessen Spiel somit noch belebter wirkt als gewohnt. Mit Intervallen und Klangpausen kennt sich der Pianist aus, daher atmet seine Musik wie kaum eine andere. Im vorliegenden Fall steht sie nie unter dem Zwang der Big Band, sondern ganz im Gegenteil, sie erwacht zu neuem Leben. Ein wahres Wunder. © Marc Zisman/Qobuz