Sam Shepherd, der 2015 nach seinem Album Elaenia als einer der begabtesten Produzenten der neuen britischen Generation gekürt worden war, verbrachte jüngstens ziemlich viel Zeit damit, in verschiedenen Gruppen auf der Bühne mit Jazz seinen Spott zu treiben. Dann stand er plötzlich allabendlich bei der Tour von The XX, für die er 2017 im Vorprogramm spielte, ganz alleine live auf der Bühne. Wenn man mit einem Buchla-Modular-Synthesizer vor 20 000 Personen eineinhalb Stunden lang im Alleingang improvisieren muss, dann überlegt man sich die Sache gerne. „Ich hatte vor, melodische Dinger zu präsentierten, die sich allmählich fortspinnen würden, aber ich spielte das Bornierteste und Aggressivste, was ich je komponiert hatte. Das wirkte befreiend.“
Auf dieser Platte ist das zu spüren, denn das Genie der englischen Elektromusik demonstriert, mit wieviel Offenheit und wie erfindungsreich es mit Mischformen umzugehen versteht, wenn es im orgastischen Last Bloom 2 Step Jazz und Electronica miteinander verquickt und in Anasickmodular, zwischen einem elektronischen Requiem oder einem allzu kurzen, geradlinig tanzbaren Dancefloor-Stückchen à la UK Bass (LesAlpx) Drum’n’Bass zu einem Zombie verkommen lässt. Die Konkurrenz sollte sich an die Arbeit machen. © Smaël Bouaici/Qobuz