Zwei Jahre nach dem sehr erfreulichen Album Call It What It Is lässt Ben Harper ein weiteres Mal seine Band Innocent Criminals an der Seite stehen, um mit seinem alten Komplizen Charlie Musselwhite zusammenzuarbeiten, welcher neulich seinen 74. Geburtstag feierte. Musselwhite, Veteran des Chicago Blues und Virtuose an der Harmonika, spielte mit den ganz Großen zusammen, von Muddy Waters und Tom Waits bis hin zu Howlin’ Wolf und den Blind Boys of Alabama. Seit der mythischen Platte Stand Back! Here Comes Charley Musselwhite's Southside Band aus dem Jahre 1966 erschienen gute dreißig weitere Alben unter seinem Namen. Auf dem Werk Sanctuary, welches er 2004 für Peter Gabriels Label Real World aufnahm, arbeitete er zum ersten Mal mit Ben Harper zusammen, auch wenn John Lee Hooker höchstpersönlich ihre Begegnung bereits einige Jahre zuvor organisiert hatte. No Mercy in This Land ist das zweite Album, das unter ihrer beider Namen erscheint, nach Get Up!, welches im Jahre 2013 Erfolge feiern konnte, einen Grammy inklusive. Für Harper stellt es sein 16. Album dar, wenn man alle Alben seiner verschiedenen Projekte und Bands zusammenzählt. Logischerweise ist dies also ein Album von Charlie Musselwhite und Ben Harper, schließlich gebührt man den Älteren Respekt. Genauso logisch ist es jedoch, auf die Beliebtheit des letzteren Musikers zu setzen, welcher zahlreiche junge Ohren in die Musik des Teufels eingeführt hat.
Und wie bereits auf dem Vorgänger-Album schert man sich auch auf dieser Platte nicht um Avantgarde oder um eine Neuerfindung des Blues, sondern möchte vielmehr mit einer erfrischenden Angehensweise eine tiefe und ehrliche Freundschaft feiern. Mal lebendig (Found the One), mal intim und beinahe schon besinnlich (Bad Habits, Love and Trust…), bewegt sich das Album in ein Register, weit weg von der Melancholie, No Mercy in This Land, When Love Is Not Enough (der sehr intensive Track Nothing at All) mal ausgenommen. Die Freude, miteinander zu spielen, wird ein weiteres Mal mehr als deutlich, so sehr, dass niemand es bedauern wird, dass Ben Harper es scheinbar nicht mehr darauf anlegt, ein oder zwei Songs unterzubringen, die radiotauglich wären, wie er es in seinen jungen Jahren nur allzu gerne tat. © Jean-Pierre Sabouret/Qobuz