Zugegeben, als Komponist, Brite und Zeitgenosse Brittens, dessen imposante Statur viele seiner Kollegen in den Schatten stellte, hatte man es sicher nicht leicht. Dies war für Edmund Rubbra (1901-1986) der Fall. Hinzu kommt, dass die Karriere dieses würdigen Komponisten ziemlich weit von der Musik entfernt begann, denn er arbeitete zunächst in einer Schuhfabrik (ab dem Alter von vierzehn Jahren) und dann an einem Bahnhof, während er gleichzeitig Kontrapunkt, Harmonielehre, Klavier – und für alle Fälle Stenografie lernte. Während des Zweiten Weltkriegs trat er in die Armee ein. 1941 dirigierte er, in Kampfuniform übrigens, seine Vierte Sinfonie – deren Uraufführung auf dem vorliegenden Album zu hören ist. Er war nie eingebildet und tat nichts dazu, um seine Musik bekannt zu machen, wenn auch zahlreiche Institutionen eine Komposition von ihm bestellten: die BBC, das berühmte Three Choirs Festival und viele andere mehr. Daraus lässt sich bestimmt erklären, warum seine doch so fantastische Musik zum Teil völlig unbekannt geblieben ist. Rubbra begann erst ziemlich spät in seinem Leben Sinfonien zu schreiben – die Erste stammt aus dem Jahr 1937, auch wenn die nächsten rasch nacheinander entstanden. Er vertiefte die sinfonische Arbeit bis zum Ende und arbeitete gerade an seiner zwölften – unvollendeten – Sinfonie, als er starb. Das vorliegende Album enthält also die Aufzeichnung, die während der Uraufführung seiner Vierten 1941 bei den Proms in London unter der persönlichen Leitung unseres Soldaten realisiert wurde, sowie die Zweite von 1937, die kein geringerer als Sir Adrian Boult 1954 aufführte. Die Originalmatrizen in Mono wurden höchst liebevoll remastered, um uns diese wunderbaren historischen Zeugnisse in bestmöglicher Klangqualität nahezubringen. Die Musik ist wie alles, was Rubbra geschrieben hat: unklassifizierbar und nicht datierbar, dafür aber unvergesslich und von einer unaussprechlichen Schönheit. © Marc Trautmann/Qobuz