Schon wieder eine neue Einspielung des Weihnachtsoratoriums, werden manche sagen und sie haben recht, die Diskografie dieses Werkes gehört zu den umfangreichsten überhaupt. Dagegen lässt sich sagen, dass dieses Oratorium ein „Jahreszeiten-Werk“ ist, das man jedes Jahr in der Weihnachtszeit wieder neu entdecken kann – strenge Oratorienfans, auch solche, die überhaupt nicht religiös sind, hören dieses Werk nur in der Weihnachtszeit. Warum sollte man daher, anstatt Jahr für Jahr dieselbe Aufnahme sich nicht jedes Mal eine andere Version vornehmen. So sieht es jedenfalls der berühmte Chorleiter Hans-Christoph Rademann, Leiter der Gaechinger Kantorei in Stuttgart (Diese wurde 1954 von Helmut Rilling gegründet, unter dessen Leitung eine wunderbare Gesamtausgabe der Kantaten und Oratorien des Kantors für die Plattenfirma Haenssler realisiert wurde, die übrigens auf Ihrem geliebten Qobuz erhältlich ist. Rilling wurde 2013 von Rademann abgelöst.), eines Vokalensembles, zwar nicht professionell, aber durchaus von internationalem Niveau, das durch ein hochkarätiges professionelles Orchester, die Bachakademie, verstärkt wird. Das Weihnachtsoratorium besteht bekanntlich aus sechs Kantaten, die eigentlich getrennt aufgeführt werden sollten: die drei ersten während der drei Weihnachtstage, eine für Neujahr, eine für den ersten Sonntag des Jahres sowie eine für Epiphanias am 6. Januar. Bach hat, wie so oft, in diesem Werk ältere Kantaten wiederverwendet, was jedoch keineswegs als Faulheit zu betrachten ist. Im Gegenteil, er wollte dadurch Werke in den Vordergrund rücken, auf die er zu Recht stolz war, und die aufgrund ihrer seltenen Verwendung in jener Zeit sonst in Vergessenheit geraten wären. Für das Oratorium ist in dieser Hinsicht allerdings nichts zu befürchten! Hier liegt uns jedenfalls eine schöne Interpretation vor, zwar „barock“ aber nicht dogmatisch, mit echten Opernstimmen und einem wunderbaren Chor-Orchester-Ensemble. © SM/Qobuz