Reinoud van Mechelen glänzt im barocken Repertoire, dem er mit seinem Ensemble A Nocte Temporis bereits mehrere Alben bei Alpha gewidmet hat. Auf dem vorliegenden neuen Album, dem ersten einer Lully-, Rameau- und Gluck-Trilogie, interpretiert er keine Figur, sondern den zu seiner Zeit sehr bekannten Tragödiendarsteller und Sänger Dumesny. Dieser arbeitete in der Küche, als Lully seine schöne Haute-Contre-Stimme entdeckte. Da er keine Noten lesen konnte, lernt er seine Arien nach dem Gehör. Seine oft unvollkommene Intonation wird glücklicherweise durch ein großes schauspielerisches Talent kompensiert. Seine seltene Stimmlage – hoher Tenor – dient ihm als Vorwand, in das französische Universum der Tragédie en musique des Grand Siècle einzutauchen. Im ersten Teil dieses vom Centre de musique baroque de Versailles unterstützten, dreiteiligen Projekts singt Reinoud van Mechelen mit seiner hinsichtlich Intonation, Artikulation und Gefühlsausdruck makellosen Stimme Werke von Lully und dessen Zeitgenossen (Marais, Charpentier, Desmarest, Collasse, Gervais und Destouches). Das als Tragödie für einen Sänger konzipierte Programm bietet eine reiche Sammlung von Arien: "grausame Qualen" und "Liebessorgen" bilden ein "entzückendes Konzert" und die Musiker von A Nocte Temporis bieten dem Solisten angemessene Unterstützung für die Dramen, die sich in seinem Gesang zusammenbrauen. Liebhaber der Musik des Grand Siècle und dem Barock werden begeistert sein. © Elsa Siffert/Qobuz