Der von uns gegangene Michel Legrand sagte, dass man es hört, wenn Filmmusik gut ist. Davon ist wahrscheinlich auch Hans Zimmer überzeugt, insbesondere was den Soundtrack dieses Science-Fiction-Films von Christopher Nolan aus dem Jahre 2014 betrifft und der hier in einer Deluxe-Edition mit insgesamt acht unveröffentlichten Titeln vorliegt. Der Komponist deutscher Herkunft ist bekannt für seine Vorliebe für Synthesizer und bei Interstellar macht er keine Ausnahme, denn den grundlegenden Teil der Partitur mit all den zahlreichen, eindrucksvollen Maschinen interpretiert Zimmer höchstpersönlich. Seine elektrischen Klänge hat er an ein aus 34 Streichern, 24 Holzbläsern und 4 Klavieren bestehendes Orchester gekoppelt, um seiner Partitur entsprechende Robustheit (eines Bodybuilders) zu verpassen. Dazu kommen noch die Orgel der Londoner Temple Church (Dreaming of the Crash, Cornfield Chase, Coward, Where We’re Going…) sowie ein aus 60 Sängern bestehender Chor! Mit anderen Worten, wir haben es hier mit einer der ehrgeizigsten Formen von Filmmusik zu tun, zumindest im Hinblick auf die "Logistik".
Am überraschendsten dabei ist die Tatsache, dass Zimmer ab und zu nicht vor Experimenten zurückscheute, insbesondere, wenn der Chor auf ungewohnte Art aufgenommen wurde, nämlich in ziemlich großem Abstand von den Mikrofonen (No Time for Caution). Nachstehend eine Erklärung des Komponisten zu seiner Arbeit: „Je mehr man sich im Film von der Erde entfernt, desto eher wird der Klang von Menschen erzeugt – aber ein entfremdeter Klang. Genauso wie die Videobotschaften, die im Film zu sehen sind, auch sie sind schon ein bisschen angekratzt und abstrakt.“ Neben dieser ausgefallenen Arbeit an der Klangfarbe enthält dieser Soundtrack auch auf sonderbare Weise einfach klingende Stücke, wie etwa diesen aus der Ferne klingenden Solopart am Klavier mit dem Titel Message from Home. Interstellar war für Hans Zimmer (Rain Man, Inception, La Ligne rouge…) eine Gelegenheit, sein Talent in seiner ganzen Bandbreite zum Vorschein zu bringen, um einen atypischen, emotional schonungslosen Sound zu erzeugen. © Nicolas Magenham/Qobuz