Ives hat seine vierte und letzte Sonate für Violine und Klavier um 1916 aus verschiedenen Sätzen „zusammengebaut“, die er zwischen 1901 und 1910 geschrieben hat. Dies war sein Modus Operandi, und wie sich später mit der Concord Sonata bestätigt, eher die Regel als die Ausnahme im kreativen Prozess dieses Genies, der die Kunst meisterhaft beherrschte aus disparaten, über Jahrzehnte vorbereiteten Elementen ein stimmiges Werk zu schaffen. Wie auch in seinen früheren Werken stellt Ives jeden seiner Sätze unter das Zeichen einer religiösen Hymne, zunächst fragmentarisch, zusammenhanglos, vieldeutig bevor das Thema schließlich in seiner Gesamtheit hervortritt. Kurz nach ihrer offiziellen Uraufführung 1940 wurde Szigeti auf die Sonate aufmerksam und spielte sie bald darauf in der Carnegie Hall, wovon eine Radioaufnahme gemacht und auch publiziert wurde. Diese Sonate ist seither einer der meistgespielten Werke von Ives. Was die Concord Sonata angeht, so erklärt Ives im „Vorwort des Autors“ seines „Essays before a Sonata“ seine Vorstellungen: es handele sich um einen Versuch, seine Eindrücke des transzendentalistischen Geistes wiederzugeben, der seit mehr als einem halben Jahrhundert in der Vorstellung vieler mit Concord, Massachusetts verbunden war. Zu diesem Zweck nimmt jeder Satz auf große literarische Persönlichkeiten Bezug, die zwischen 1840 und 1860 an diesem Ort gelebt haben: Thoreau, Emerson, Hawthorne, sowie die lokale Familie Alcott. Unter den musikalischen Referenzen befinden sich Beethoven, religiöse und patriotische Hymnen, Zirkusmärsche sowie kurze Erscheinungen von zwei „Stargästen“, der Flöte und der Viola - die Flöte war das Lieblingsinstrument von Thoreau. Gewiss, die Concord Sonata wird zwar niemals Beethovens Hammerklaviersonate oder Liszts Klaviersonate aus dem Pflichtrepertoire eines würdigen Pianisten verdrängen. Sie zieht jedoch immer mehr große Solisten in ihren Bann, die sich wie etwa der finnische Pianist Joonas Ahonen für sie einsetzen, der erst kürzlich mit seiner Aufnahme des Ligeti-Konzertes sowie mit seinen Bach-Interpretationen auf historischen Instrumenten großen Erfolg hatte. Seit 2011 gehört Ahonen auch zu dem angesehenen Ensemble Klangforum Wien. Der Violinist Pekka-Kuusisto trat bereits als Solist mit den Orchestern von Seattle, Cincinnati, dem BBC und dem finnischen Radio auf, wie auch mit den Philharmonikern von Los Angeles und Oslo, um nur einige zu nennen. © SM/Qobuz