Was für ein wunderbares Werk sind doch die Requiem-Strophen von Wolfgang Rihm… Der Komponist, der lange in einem bestimmten avantgardistischen Kreis verweilte, zeigt uns hier, dass er auch ein direkter Nachfolger von Brahms ist – in formaler Hinsicht sind Parallelen zum Deutschen Requiem von Brahms unverkennbar, aber auch in der lyrischen Zartheit der innigsten Momente. Requiem-Strophen wurde 2017 durch dasselbe Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das hier live aufgezeichnet wurde, uraufgeführt und mischt Latein und Deutsch, Geistliches aus Bibeltexten (das eigentliche „Requiem“ sowie Passagen aus der Bibel) und Weltliches (also die „Strophen“) aus Gedichten von Rilke, Michelangelo und Johannes Bobrowski. Die Orchestersprache, kraftvoll modern und dennoch im Einklang mit der Musik der Vergangenheit, verbreitet mal beunruhigende, dann wieder beruhigende, aber immer faszinierende Klänge. Ohne Zweifel gehört Rihms Requiem-Strophen zu den großen Requiems der Musikgeschichte: Mozart, Britten, Brahms, Duruflé, Verdi, Penderecki, Berlioz, Fauré, um nur die unsterblichen zu nennen. © SM/Qobuz