Londons Theaterhäuser waren zur Zeit der Restauration der Stuart-Monarchie in England, die auf die puritanische protestantische Diktatur Cromwells folgte, lebenswichtige Zentren für die Musik. Durch die Anwesenheit weiblicher Schauspielerinnen und von prächtigem Dekor belebt, zogen sie ein breites Publikum an, das nach Jahren religiöser Strenge und dem virtuellen Verbot jeglicher Vorstellungen nach Unterhaltung lechzte. Der beste Komponist zu Beginn dieser Periode war Locke, dessen Erfahrungen in diesem Bereich aus Cromwells Zeiten stammten. Obwohl die Puritaner alle Theaterhäuser geschlossen hatten, konnten manche Aufführungen das Verbot umgehen, wie etwa das Maskenspiel Cupido und der Tod nach Äsop mit Musik von Gibbons, das 1657 vor dem portugiesischen Botschafter aufgeführt wurde – und 1659 mit musikalischen Ergänzungen durch Locke wiederaufgenommen wurde. Als die Theaterhäuser 1660 wieder eröffnet wurden, musste in jedem Stück auch Musik vorkommen. Diese diente aber eher als Ornament anstatt als untrennbares mit der Handlung verbundenes Element. Jedes Stück benötigte Arien und Instrumentalstücke, die zu Beginn sowie zwischen den einzelnen Akten gespielt wurden. Locke hat mehr als zwanzig solcher Arien geschrieben, die sich keinem speziellen Werk zuordnen lassen. Die meisten seiner Bühnenmusiken wie Curtain Tune und Lilk sind in verschiedenen Manuskripten dieser Zeit festgehalten und stellen typische Begleitmusik für Theaterstücke dar, die im letzten Jahrzehnt des 17. Jh. aufgeführt wurden. Genau solche Stücke und Arien, die als Einleitungen oder Zwischenspiele dienten, werden uns hier vom Ensemble Le Caravansérail von Bertrand Cuiller dargeboten. Cuiller war bekanntermaßen Cembalo-Schüler bei Pierre Hantaï und Christophe Rousset. Sein letztes Solo-Album, die Gesamtaufnahme der Cembalowerke von Rameau, erhielt 2015 eine Auszeichnung des französischer Musikmagazins Classica. Die Interpretation der Arien auf der vorliegenden Einspielung wurden der mit Barockmusik sehr erfahrenen schottischen Sopranistin Rachel Redmond anvertraut