Kyung-Wha aus der Musikerfamilie Chung (geb. 1948) begann noch vor ihrem zehnten Lebensjahr eine glänzende Karriere. Das hat sie nicht daran gehindert, ihre Ausbildung an der Juilliard School fortzusetzen, denn Wunderkinder laufen oft Gefahr, ewig Kind zu bleiben. Chung hat dieses Risiko zu umgehen gewusst. Daher erhielt ihre Karriere anschließend einen weltweiten Aufschwung. Für das vorliegende Album hat sie aus dem Repertoire der französisch-belgischen Komponisten Fauré und Franck ausgewählt. Die Erste Violinsonate des einen und die einzige Sonate des anderen bilden die Grundpfeiler dieser Aufnahme. Franck hat seine Sonate 1886 der Welt geschenkt, dagegen entstand die von Fauré viel früher, sie stammt bereits aus dem Jahr 1876! So begegnen sich hier der frühe Fauré und der reife Franck. Beide Komponisten haben sich für die strahlende Tonart A-Dur entschieden (auf der Geige unterscheiden sich die Tonarten deutlicher voneinander als beispielsweise am Klavier: bestimmte Tonarten klingen aus Gründen der Resonanz brillanter als andere), beide Sonaten bestehen aus vier Sätzen. Jedoch strahlt die eine jugendlichen Schwung aus – vielleicht mit leichten Salonmusik-Anklängen – während bei Franck die Reife der Jahre zu spüren ist: im großzügigen zyklischen Aufbau sowie in der hohen Kunst, den musikalischen Diskurs gleichmäßig auf beide Instrumente zu verteilen. In Ergänzung des Programms bieten Chung und der Pianist Kevin Kenner noch einige Bonbons der beiden Komponisten sowie ein kurzes Werk von Debussy und Salut d’amour von Elgar, das dieser als Beweis für seine Aufrichtigkeit seiner Verlobten widmete. © Marc Trautmann/Qobuz