Wer etwas auf „französischen Orchesterklang“ hält, kommt hier eindeutig auf seine Kosten! Ein Orchester, das nicht aus Europa, nicht einmal aus Nordamerika stammt, spielt Debussy als seien seine Mitglieder alle in Saint-Germain-en-Laye geboren. Das Orchester kommt aus Singapur…Zugegeben, dieses Ensemble zieht seit Jahren bereits Instrumentalisten aus aller Welt an. Inzwischen besteht die überwiegende Mehrheit der großen Orchester weltweit aus einer gelungenen Mischung aus einigen lokalen Musikern und vielen anderen unterschiedlichster Herkunft. Also warum nicht Singapur? – Für dieses Album, das den wenig gespielten Kompositionen Debussys gewidmet ist, hat Lan Shui – seit ungefähr zwanzig Jahren musikalischer Leiter dieses Orchesters – Jeux für den Anfang ausgesucht, dann Khamma (dessen Instrumentation von Charles Koechlin unter der Aufsicht des Komponisten stammt, außer den ersten Seiten, die er selbst instrumentiert hat) und schließlich Boîte à Joujoux, dessen Instrumentation teilweise von André Caplet stammt, der sie nach Debussys Tod fertiggestellt hat. Die Auswahl kann man gut nachvollziehen: Dieses Album deckt die letzten Jahre des Komponisten ab, verschwommene, unscharfe Werke, die sich nur schwer einordnen lassen und nicht oft aufgeführt werden. Hinzu kommt, dass die ausgezeichnete Tonaufnahme die unterschiedlichen Klangfarben des Orchesters erstklassig wiedergibt. Orchester aus aller Welt, nehmt Euch ein Beispiel…© SM/Qobuz