Zuerst ist da diese Stimme. Nick Hakims Organ hat etwas Seltsames an sich und ist alles andere als konditioniert. Dieser Gesang kommt von ganz weit, wie von einer anderen Galaxie her, und dieser Amerikaner, der in Washington aufgewachsen und dann in Brooklyn gelandet ist, trägt seinen Soul auch so vor, als würde dieser durch das Weltall wandern. Es ist eben Soulmusik, wahre Soulmusik, die die Glanznummer dieses herrlichen Albums Green Twins darstellt. Es sieht so aus, als würde Nick Hakim Marvin Gaye und Curtis Mayfield wiederauferstehen lassen, indem er sie entsprechend schminkt, mit einem Strich Folk hier, mit ein bisschen Pop-Grundierung dort. Die eine oder andere Melodie, ein Rhythmus oder ein unerwartetes Instrument geben uns zu verstehen, dass sein musikalisches Vorstellungsvermögen ziemlich weitläufig ist. Das reicht von südamerikanischer Musik aus dem Elternhaus (seine Mutter ist chilenischer, sein Vater peruanischer Herkunft) bis hin zum Hip Hop, den er in seiner Teenagerzeit hörte... Im Roller Skates treffen gewollt billige Rhythmen mit einer hellen, genauso karg klingenden Gitarre zusammen, bevor Nick Hakims Stimme wie im Licht einer Straßenlampe den Song in einen Wachtraum verwandelt. Alle Melodien des Titels Green Twins wiegen sich sanft (ohne je kitschig zu werden), was die träumerische Note dieser Musik hervorhebt. Obwohl Hakim dank seiner Stimme leicht das Herz der Fans von Curtis Harding, Cody Chesnutt, Roland Gift und Bilal erobern könnte, entspricht die hier zusammengestellte Musik ganz seinen eigenen Ideen, sodass man sich die Frage stellt, ob er nicht den Gospel des dritten Jahrtausends erfunden hat. Er ist ganz sicher der bezauberndste Qobuzerfolg des Jahres. © MZ/Qobuz