Welch ausgezeichnete Idee, Mendelssohns Lieder ohne Worte mit Griegs Lyrische Stücke zu verbinden. Wie der russische Pianist Denis Kozhukhin auf seinem Album betont, bedarf es nicht unbedingt großer Formen, um intimste Gedanken von unendlicher Kraft zum Ausdruck zu bringen. Dies ist bei den vorliegenden pianistischen Vorzeigestücken der beiden romantischen Komponisten der Fall.
Die Idolatrie, die Mendelssohns 48 Lieder ohne Worte lange Zeit umgab, wich allmählich einem gewissen Desinteresse, ja sogar einer Verachtung, die diese acht Hefte nicht verdienen. Mit einer geschickten Auswahl von zwölf Stücken in wechselnder Klangfarbe und Aussage erinnert uns Denis Kozhukhin durch sein feines Spiel und einen Klang, der Konsistenz und Sinnlichkeit aufweist, zu Recht an die Vielfalt und Bedeutung dieser Stücke.
In Griegs 76 Lyrischen Stücken in zehn Bänden wechseln leichte Salonstücke, die wie bei Mendelssohn dem Ruf des Gesamtwerkes geschadet haben, mit Stücken, die im Gegenteil echte Meisterwerke des Klavierrepertoires sind. Je weiter man durch das Werk fortschreitet, lässt Griegs Kunst allmählich das Salonhafte hinter sich, um durch eine Beschwörung der Natur und die stilisierte Darstellung der Zauberwelt Skandinaviens das Universelle zu erreichen. Die Stücke des fünften Bands (Opus 54), im Zentrum dieses großen Korpus, sind alle von einer seltenen Perfektion der Schreibweise und des Ausdrucks. Denis Kozhukhin hat für sein Album vierzehn Stücke aus sieben der zehn Bände ausgewählt. © François Hudry/Qobuz