Musik der Verwurzelung und Entwurzelung - der Blues ist sicherlich das Genre, das den aktuell dramatischen Verhältnissen vieler Migranten am nächsten kommt. Eric Bibb kennt dies nur zu gut, denn er hat stets versucht, diese Musik größer werden zu lassen und stand dabei mit einem Fuß in der Tradition und mit dem anderen in der Gegenwart. Mit Migration Blues ergreift er mehr als nur das Wort: "Was ich heute fühle, ist dass die negativen Ideen, die gegenüber unseren Brüdern und Schwestern, die wir Flüchtlinge nennen, eine schlechte Wahrnehmung der Realität bewirken. Eigentlich sind Angst und Ignoranz ein größeres Problem als die Ausländer. Die Flüchtlinge sind so oft mutige Menschen, die versuchen, dem Horror zu entkommen. Die Flucht vor dem Krieg und des furchtbaren Leidens ist kein neues Phänomen, dies hat im Laufe vieler Jahrhunderte auf der ganzen Welt existiert. Jede Kultur birgt Geschichten und Lieder bezüglich dieses Themas. All das hat mich an die große Migration von Millionen Afro-Amerikanern erinnert, die der brutalen Rassentrennung und der wirtschaftliche Misere des ländlichen Südens entflohen sind, um in die Städte des industriellen Norden zu ziehen." Mit der Annäherung an diese Gedanken hat Eric Bibb sich Songs zu diesem wunderbaren Migration Blues ausgedacht. "Ob es sich um einen Ex-Pächter, der von Clarksdale nach Chicago 1923 trampte oder einen Weisen aus Aleppo handelt, der in ein kleines Boot überfüllt von weiteren Flüchtlingen eingepfercht ist, so ist es immer der Blues der Emigration. Mit diesem Album möchte ich uns alle ermutigen unseren Geist und unsere Herzen weit zu öffnen, wenn es um die Not der Flüchtlinge geht, wo immer sie auch sein mögen. Die Geschichte bestätigt es: Jeder von uns stammt von jemandem ab, der einmal gezwungen war aufzubrechen." Der New-Yorker Bluesman bringt ein starkes Werk zur Welt, das sowohl ergreift, als auch von hohem Niveau ist. Es liegt nicht jedem, in einem solchen Kontext so intensiv sein zu können wie Eric Bibb, aber es gelingt ihm, die Feuerprobe zu bestehen. Beeindruckend! © MD/Qobuz