Es gibt keinen Zweifel daran, dass Bill Evans (neben Oscar Peterson) einer der Jazzmänner ist, der zu Lebzeiten am meisten aufgenommen wurde. Doch die Anzahl seiner posthum Veröffentlichungen ist verblüffend. Am 24. März erschien On A Monday Evening, das sich nun in die lebhafte Diskographie des 1980 im Alter von 51 Jahren verstorbenen amerikanischen Pianisten einreiht. Ein Konzert aus dem Union Theater an der Universität von Wisconsin in Madison vom 15. November 1976, das noch nie zuvor veröffentlicht wurde (nicht einmal illegal). An seiner Seite befanden sich Eddie Gomez und Eliot Zigmund, mit denen Evans seine großartige Arbeit im Trio aus Piano/Bass/Schlagzeug fortsetzte. Zu der Stunde, in der die ganze Jazzszene sich mit dem Fusion-Jazz amüsierte, blieb er unerbittlich. Eine Art und Weise für diesen gegen den Strom schwimmenden Musiker, seinen Stil, sein Klavierspiel, seine Semantik und seinen Umgang mit Improvisation zu festigen, ganz gleich, was auch immer zu diesem Zeitpunkt als modern galt. So schreibt auch Gomez in seinem Kommentar des Covers: "Was auch immer um ihn herum passiert, denke ich, dass Bill da war, um etwas zu verteidigen." Trotz seiner zahlreichen gesundheitlichen Probleme und Kokainabhängigkeit stand Bill Evans 1976 am Gipfel seiner Karriere. Er ist so verbissen wie nie und nutzt seinen introspektiven Stil niemals aus. Der Austausch mit seiner fabelhaften Rhythmusgruppe (Gomez spielte schon seit 9 Jahren mit ihm!) ist manchmal überwältigend. Sicherlich hängt es mit der geistigen Verfassung der Epoche zusammen. Der Pianist hatte gerade erst wieder geheiratet und war Vater eines kleinen einjährigen Sohnes. Seine Fähigkeit Sensibilität und Komplexität zu verbinden glänzt auf der leidenschaftlichen Aufnahme um so mehr, denn dadurch wird dank einiger Themen und Phrasen von damals ein Rückblick auf seine Anfänge hergestellt und seine Zusammenarbeit mit Paul Motian und Scott LaFaro. Dieses Trio Evans/Gomez/Zigmund sollte nicht länger als drei Jahre bestehen. Der Pianist verbrachte seine letzten Jahre mit dem Kontrabassisten Marc Johnson und dem Schlagzeuger Joe LaBarbera. Eine ganz andere Geschichte...© MZ/Qobuz