Nein, lieber Leser, einen Zyklus mit „24 Präludien“ von Rachmaninow gibt es nicht; es gibt aber sehr wohl vierundzwanzig Präludien: eine Sammlung von zehn Op. 23 aus dem Jahr 1903, eine andere mit dreizehn Op. 32 von 1910 sowie ein einzelnes Präludium als Teil der Morceaux de fantaisie Op. 3 von 1893. Zusammen sind es 24 Präludien und man kann leicht feststellen, dass Rachmaninow, wie Chopin und Bach vor ihm, alle Dur- und Moll-Tonarten verwendet hat. War es ein geplanter Zufall oder unfreiwillige Absicht, dass daraus trotzdem ein stimmiger Zyklus entstanden ist? Im Unterschied zu seinen berühmten Vorgängern hat Rachmaninow seine Präludien nicht nach einem besonderen tonalen Plan geordnet: Die Fantasie des Musikers entwickelte sich schrittweise.
Nikolaï Lugansky, in dem berühmten Magazin Gramophone als “innovativster und brillantester Interpret von allen“ beschrieben (vielen Dank für die anderen…) und wahrhaftig ein Pianist von außergewöhnlicher Tiefe und Vielseitigkeit, hat sich dafür entschieden, die Präludien chronologisch zu präsentieren, anstatt eine fragwürdige tonale Logik zu konstruieren, von der man nicht weiß, ob Rachmaninow sie befürwortet oder auch geplant hätte, umso mehr als die Abwechslung zwischen den verschiedenen Tonarten, unabhängig von jeglichen tonalen Aspekten, insgesamt sehr stimmig wirkt. Lugansky interpretiert diese herrliche Musik in einer ganz ungewohnten Sichtweise, die bei den Hörern vielleicht den Eindruck weckt, dass sie die Werke neu entdecken. © Marc Trautmann/Qobuz