1745 ernennt der König Jean-Philippe Rameau zum Hofkomponisten. In Zusammenarbeit mit dem Librettisten Louis de Cahusac steht diese neue Zeitspanne für eine einfachere Produktionsweise als der Rest der Meisterwerke des Musikers aus der Bourgogne. Zaïs wurde 1748 auf der Bühne der Pariser Oper aufgeführt. Diese geradezu heroische Ballett-Oper zeigt die französische Musik von ihrer schönsten Seite, stimmlich als auch musikalisch. Das ganze Werk wird gekennzeichnet von seiner berühmten Ouvertüre, in der das Chaos Überhand nimmt und überrascht mit theatralischen Elementen und seiner gewagten Schreibweise. Die Handlung ist etwas leichter- ein Liebhaber (Zaïs) möchte seiner Geliebten zeigen, wie sehr er sie liebt und wird dabei etwas zu aufdringlich- aber sie ist nur der Vorwand und Anlass für unzählige Unterhaltungsszenen und märchenhafte Tänze. Heutzutage erscheint es uns merkwürdig, dass ein solch prunkvolles Werk wie Zaïs hinter den Erfolgen anderer Opern von Rameau wie Indes Galantes oder Hippolyte et Aricie steht. Paradoxerweise ist es Gustav, der dieses Werk ganz besonders schätzt, zu verdanken, dass dieses Stück und seine Schönheit in den 1970er Jahren wieder neuentdeckt werden. Er ist eine Figur, die man nur wenig mit französischer Musik in Verbindung bringt und dennoch ist er es, der eine leidenschaftliche Neuaufnahme des Werkes zusammen mit der Petite Bande von Sigiswald Kuijken (STIL) ermöglicht. Diese Aufnahme ist heute nur noch extrem selten zu erhalten. Glücklicherweise hat Christophe Rousset sich diese Oper zu Herzen genommen und bietet uns zusammen mit seinen frankophonen Sängern eine prachtvolle Darstellung, bissig und sehr lebhaft. Allein schon die Ouvertüre deutet sofort an, in welche Richtung das Werk gehen wird: Rousset gibt die Partition in seiner ganzen Lebendigkeit wieder und auch seine Vorstellungskraft kennt, wie Rameau es vorgesehen hatte, keine Grenzen. Ein entzückendes Werk? Nein. Eher ein wahrer Wirbelwind. © Qobuz