Das vorliegende vierte Album mit Liedern von Schubert, am 16. Mai 2015 bei einem Konzert in der berühmten Wigmore Hall aufgezeichnet - einem wahren Tempel der Kammermusik in London, der vom deutschen Klavierhersteller Bechstein erbaut wurde - führt uns wie den romantischen Wanderer von der dramatischen Ballade Der Zwerg bis zur melancholischen Zärtlichkeit von An den Mond, diesem untrennbar mit der deutschen Romantik verbundenen, abwechselnd unheilvollen und segensreichen Gestirn. Mit der Zeit hat Ian Bostridges Stimme an Tiefe gewonnen, klingt manchmal wie ein Bariton, besitzt aber immer noch dieselbe herzzerreißende Dramatik, in einer einzigartigen Mischung aus Kultiviertheit, Poesie und Revolte.
Julius Drake am Klavier ist mehr als nur ein Begleiter: Als gleichberechtigter Dialogpartner folgt er den feinsten Intentionen des Sängers. Er ist ebenfalls Professor am Royal College of Music in London, Festivaldirektor und Organisator von Liederabenden für die Wigmore Hall, wie auch für die BBC und Concertgebouw in Amsterdam, mit den vielen Sängern, mit denen er für gewöhnlich musiziert.
Das hier vorliegende neue Album bestätigt zum wiederholten Mal, dass Ian Bostridge heute zu den wichtigsten Schubert-Interpreten gehört. Seine Interpretationen werden immer intensiver und erweitern ständig die Grenzen der Konventionen, die häufig mit diesem Repertoire verbunden sind, wie etwa im Erlkönig, der mit dem Expressionismus des jungen Schönberg liebäugelt. Eine gewagte Interpretation, die auf höchst eloquente Weise die in der Kunst und speziell in der Musik bestehende Kontinuität unterstreicht. © François Hudry/Qobuz