Die zwölf Fantasien für Soloflöte sowie auch die für Solo-Cello von Telemann, beide in den 1730er Jahren zum ersten Mal veröffentlicht, wurden oft nachgedruckt und zirkulierten in ganz Europa, weshalb davon zahlreiche Partituren existierten. Dagegen schienen die zwölf Fantasien für Gambe aus der gleichen Zeit bis ins Jahr 2000 verloren zu sein: kein einziges Exemplar, keine Kopie, kein Manuskript, nichts. Bis eines schönen Tages die umfangreichen Bestände einer Schlossbibliothek in der Nähe von Osnabrück an die Deutsche Nationalbibliothek übergeben wurden und man nach jahrelanger Auswertung ihrer Schätze das bisher einzige Exemplar dieser Gamben-Fantasien fand. Zwölf „neue“ Werke von Telemann: ein Geschenk des Himmels für alle Gambisten! Zehn davon bestehen aus drei Sätzen. Die erste besitzt nur zwei, während die dritte, vielleicht aus Gründen des verlegerischen Gleichgewichts, vier Sätze enthält. Telemann reihte die Tonarten ohne bestimmte Ordnung aneinander: Nachdem die ersten vier in den Tonarten C bis F geschrieben sind, folgen die anderen eher einem zufälligen Verlauf. Der Form nach sind sich die verschiedenen Fantasien sehr ähnlich. Die einzelnen Sätze dauern durchschnittlich zwei bis drei Minuten. Dafür sorgt Telemann durch seine Kompositionstechnik für Abwechslung. In den für die Instrumentalisten „leichten“ Tonarten, in denen viele leere Saiten vorkommen, schreibt er weitgehend polyphonisch, während er in Fantasien, die in entfernteren Tonarten stehen, eine wunderbare melodische Tonsprache entwickelt. Der Gambist Richard Boothby, Schüler von Harnoncourt, hat sich im Bereich der Barockmusik mit der Gründung des Purcell-Quartetts im Jahr 1984 sowie des Ensembles Fretwork im Jahr darauf einen soliden Namen gemacht (mit dem letzteren hat er unter anderem eine viel gelobte Neufassung der Goldberg-Variationen aufgenommen). © SM/Qobuz